Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 5./6. Dezember 1998

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"Dix gegen anonyme Anzeigen bei Sozialmißbrauch
Der Landesbeauftragte für den Datenschutz, Alexander Dix, begrüßte die jüngste Entscheidung des Landkreises Barnim zum 'Bürgertelefon gegen Sozialmißbrauch'. ...angeordnet, daß der im Sozialamt geschaffene Prüfdienst anonymen Hinweisen künftig nicht mehr nachzugehen hat. 'Ob das kategorische Verbot sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln. Aus datenschutzrechtlicher Sicht bin ich mit der Entscheidung aber zufrieden', sagte Dix. ... 'Auch wenn Sozialhilfemißbrauch kein Kavaliersdelikt ist, gibt es genügend gesetzliche Befugnisse, um ihn effektiv zu bekämpfen. Aufrufe zum anonymen Anschwärzen sind dazu kein geeignetes Mittel und fördern auch nicht die Zivilcourage, sondern eher das Gegenteil.'" MoPo 5.12.98 S. 18

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"AUSSCHUSS:
Hinter verschlossenen Türen kam am Freitag in Dresden erstmals der Untersuchungsausschuß zur sogenannten Stasi-Aktenaffäre um Wissenschaftsminister Hans Joachim Meyer (CDU) zusammen. Meyer wird vom Datenschutzbeauftragten Thomas Giesen vorgeworfen, sich in einer arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzung Stasi-Unterlagen widerrechtlich beschafft und mißbräuchlich verwendet zu haben. ... kritisierte Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) Giesen und sagte, das Verhalten des Datenschützers stelle 'eine der größten Enttäuschungen' für ihn dar. 'Wenn ich gewußt hätte, wie sich Giesen nach seiner Wiederwahl aufführt, hätte er meine Stimme nicht bekommen.'" BerlZtg 5./6.12.98 S. 6

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Interview:
"'Wir müssen Bürgerrechte sichern' / Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) über die Bekämpfung der Kriminalität, die Kompetenzen der Geheimdienste, die Reform des Justizwesens und das politische Strafrecht nach dem Ende der RAF
... (taz:) 'Bei der Strafverfolgung hat die Polizei in den letzten Jahren immer mehr Befugnisse erhalten: Rasterfahndung, Lauschangriff, verdeckte Ermittler. Sehen Sie hier Korrekturbedarf?' (Däubler-Gmelin:) 'Die Kriminalität hat sich ja stark verändert und nutzt zum Beispiel neue Technologien. Die Bürger erwarten deshalb zu Recht, daß der Staat seine Kompetenzen entsprechend anpaßt.' (taz:) 'Auch wenn die Bürgerrechte dabei auf der Strecke bleiben?' (Däubler-Gmelin:) 'Nein, natürlich nicht. Wir brauchen neue Sicherungen für die Bürgerrechte, gerade bei der geheimdienstlichen Tätigkeit und der sogenannten Vorfeldarbeit der Polizei. Allerdings habe ich noch keine fertigen Konzepte. Ich will deshalb im nächsten Sommer einen Kreis von Verfassungsrechtlern und Fachleuten zusammenbringen, der dazu Vorschläge erarbeiten wird.' (taz:) 'Warum erst im nächsten Sommer?' (Däubler-Gmelin:) 'Im Dezember verhandelt das Bundesverfassungsgericht über die Befugnisse des Bundesnachrichtendienstes bei der Verbrechensbekämpfung. Den Ausgang dieses Verfahrens möchte ich abwarten.' (taz:) 'Bei der Telefonüberwachung wird aber schon länger Handlungsbedarf gesehen.' (Däubler-Gmelin:) 'Ja, bei der strafprozessualen Telefonüberwachung. Da wird zuviel abgehört. Dies muß wieder auf ein rechtsstaatlich vertretbares Maß zurückgeführt werden. Hier hat die Justizministerkonferenz der Länder schon vor etwa einem Jahr begonnen, Vorschläge zu erarbeiten. Ich gehe davon aus, daß diese Vorschläge in den nächsten Monaten vorliegen werden.' (taz:) 'Welche Veränderungen sind dabei denkbar?' (Däubler-Gmelin:) 'Man könnte zum einen den Katalog der Straftaten einschränken, zu deren Verfolgung das Abhören erlaubt ist. Zum anderen könnte man aber auch für die Genehmigung der Telefonüberwachung nur noch besonders erfahrene Strafrichter einsetzen.'" taz 5./6.12.98 S. 7

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"Innensenator Werthebach setzt PDS-Beobachtung fort / Sechs Gruppierungen der Partei sollen vom Verfassungsschutz weiter beobachtet werden" taz 5.12.98 S. 27

Kommentar:
"Undercover in der PDS" ND 5.12.98 S. 17

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"Stasi-Opfer können erst 2003 Aktenanonymisierung verlangen / Fraktionen einigen sich auf Terminverschiebung / Es gibt noch zahlreiche Anträge auf Akteneinsicht" FAZ 5.12.98 S. 2

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"Urwahl: Momper-Lager beklagt Benachteiligung
... Das Momper-Lager wollte auf Grundlage der Verzeichnisse alle rund 22 000 Berliner Sozialdemokraten telefonisch erreichen, um für eine hohe Beteiligung an der Mitgliederbefragung zu werben. ... Fraktionschef Klaus Böger ... Die Verweigerung der Adressenliste habe für seinen Wahlkampf keine weitreichenden Auswirkungen. ... 'Der Landesverband stellt die für die Telefonwerbung nötigen Daten zur Verfügung, ohne die Mitgliederdatei herauszugeben.'" MoPo 5.12.98 S. 11

"SPD-Spitzenkandidatur: Die Bewerber dürfen in der Landeszentrale telefonieren / Kompromiß im Adressenstreit / Auch im Fall der Niederlage will Momper zurück in die Politik" Tsp 5.12.98 S. 11

"POLITIK / SPD-Urwahl: Kompromiß im Adressenstreit" Welt 5.12.98 S. 33

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